Vom 6.8. bis 8.8. fuhren jeweils sechs Mitglieder der Bereitschaft Haar und der Mimengruppe des Münchner Roten Kreuzes auf das Bundeswehrübungsgelände am Heuberg bei Stetten am kalten Markt in Baden-Württemberg. Das THW München-Land hatte das Rote Kreuz zu einer gemeinsamen Großübung dorthin eingeladen.
Am Freitag Abend wurden die beiden Einsatzfahrzeuge der Bereitschaft Haar bei strömendem Regen jeweils bis unter das Dach mit Übungsmaterial, Schminkkästen, Reisetaschen und Schlafsäcken vollgeladen. Nach 3,5 Stunden Fahrt kam die Mannschaft am Truppenübungsplatz an, wo sie bereits vom THW erwartet wurde. Schnell war das Quartier "Am Ochsenkopf", ein sehr altes, kleines einstöckiges Gebäude von den insgesamt 60 Übungsteilnehmern bezogen. Nach einer kurzen Lagebesprechung und Erholungspause wurde zum 1. Übungseinsatz gerufen.
Um 3 Uhr früh am Samstag rückten alle Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht zu einem Zugunglück aus. Das Szenario bestand aus 4 Personenwagons mit insgesamt 22 Verletzten in, unter und vor dem Zug, die es nach Sichtung zu bergen und zu behandeln galt. Nach 2 Stunden mühevoller Arbeit im engen Zug wurde die letzte medizinisch vorversorgte Patientin mit einer Trage und Vakuummatraze aus dem Zugfenster 2 Meter tief von kräftigen Helfern des THWs herabgelassen und zum Behandlungsplatz des Roten Kreuzes gebracht. Es blieb gerade Zeit, um das Material vor Ort notdürftig aufzufüllen, als es in der Morgendämmerung zum nächsten Einsatz ging.
Die folgende Übung war ein mehrstöckiger Hausbrand. Das THW musste Verletzte im Haus und auf dem Hausdach bergen. Die Helfer des Roten Kreuzes hatten insgesamt 10 Verletzte mit Brandwunden und Rauchgasintoxikationen zu versorgen. Danach ging es zurück zur Unterkunft, wo die Küchenmannschaft des THW die hungrigen Helfer mit einem guten Frühstück und viel Kaffee stärkten.
Nach einer Erholungspause folgte im Gegensatz zur Nacht bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein die 3. Übung, die krankheitsbedingt von nur noch 4 Rot Kreuz Helfern gemeistert wurde. Die Übung bestand aus einem Verkehrsunfall mit 3 LKWs und 5 zum Teil Schwerverletzten. Wie beim Zugunglück war auch hier die Rettung und die medizinische Erstversorgung aufgrund der Höhe der LKWs und der Enge im Fahrerhaus sehr schwierig. Diese Übung wurde für ein 2. THW-Team wiederholt, und auch die Rot Kreuz Helfer übernahmen jeweils andere Patienten, so dass jeder chirurgische, traumatisierte und wiederzubelebende Patienten zu behandeln hatte. Auch dieser Einsatz dauerte 2 Stunden.
Mit dem 4. Einsatzszenario ging es nach einer verspäteten Mittagspause am Nachmittag um 17 Uhr weiter. Schauplatz war ein Dorf, in dem nach einem Erdbeben eine Schulklasse in der Kanalisation verschüttet war. Für das THW bestand die Schwierigkeit darin, die Verschütteten zu finden und dann mittels Seilwinden aus der Kanalisation zu bergen. Das Rote Kreuz richtete einen Behandlungsplatz ein und versorgte dort und in der Kanalisation insgesamt 10 verletzte Jugendliche, wobei neben Frakturen die psychische Betreuung im Vordergrund standen. Von dort ging es dann ohne Pause weiter zum letzten Einsatz.
Die letzte Übung forderte dann alle Einsatzkräfte nochmals bis an ihre Grenzen. Es galt 10 zumeist schwer verletzte Personen aus einem Trümmerhaus nach einer Gasexplosion zu evakuieren. Starker Rauch, ein Trümmerkegel mit kompliziert zugänglichen Zwischenräumen und schwere Atemschutzmasken bereiteten große physische und psychische Anstrengungen. Zu behandeln waren vor Ort und an der Verletztensammelstelle explosionsbedingte Brandwunden und Amputationsverletzungen. Nach 2 Stunden war auch dieser Einsatz beendet und alle Beteiligten fuhren sichtlich erschöpft zur Unterkunft zurück, um via Shuttle in der entfernten Kaserne zu duschen.
Den geselligen Höhepunkt des Wochenendes bildete dann der gemütliche Grillabend ab 21.30 Uhr mit Bier vom Fass. Während die Jugend noch bis weit in die Nacht am Lagerfeuer Powermusik hörte, zog sich ein Großteil der Einsatzkräfte müde auf die Feldbetten zurück.
Am Sonntag Morgen waren gegen 10 Uhr alle abfahrtbereit und es ging wieder die 3,5 Stunden zurück nach Haar, wo großes Aufräumen und Saubermachen von Autos und Material angesagt waren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Übungswochenende für alle Beteiligten ein voller Erfolg war. Das THW und das Rote Kreuz übten nicht nur ihre Eigendisziplinen, sondern es war auch sehr förderlich für die Zusammenarbeit beider Organisationen. Jeder lernte die Fähigkeiten und Grenzen des anderen kennen und packte mit an, wo es erforderlich war. Durch die hervorragende Arbeit der Mimen hinsichtlich Schminken und Patientenverhalten bekamen die Übungsszenarien einen sehr realistischen Anstrich. Es wurde mehrfach der Wunsch geäußert, eine Übung in diesem Rahmen zu wiederholen, da es trotz der Anstrengungen viel Spaß gemacht hat und neue Freundschaften entstanden sind.
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