Der Arbeitskreis "Hilfe für Menschen in Not" des BRK Kreisverband München organisierte einen Hilfskonvoi zum Transport von Hilfsgütern nach Subotica (Serbien), eine Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern ca. 30km südwestlich des ungarisch/serbischen Grenzüberganges Szeged. Die Hilfsgüter wurden für die Landeshauptstadt München transportiert, die im Rahmen des "Solidarpakt Osteuropa" schon seit einigen Jahren u.a. ein Altenpflegeheim in Subotica unterstützt. Mit dieser Hilfe konnte in diesem Altenpflegeheim schon eine erhebliche Verbesserung der Umstände für die pflegebedürftigen Menschen und das Pflegepersonal erzielt werden. Auch ein Vertreter der Landeshauptstadt München begleitete den Hilfskonvoi.
Vom 15.02.2011 bis 18.02.2011 nahm ein Bereitschaftsmitglied aus Haar an dem Hilfstransport teil und berichtet für uns:
Bei diesem Transport standen Krankenhausbetten und Schränke im Vordergrund und so wurden zwei 7,5to LKW, ein Sattelschlepper und ein Gliederzug des Roten Kreuzes mit diesen Dingen beladen. Auch ein Sattelschlepper des THW war mit dabei und unterstützte diesen Hilfskonvoi. Am Dienstag, 15. Februar 2011 um 03:30 Uhr trafen sich alle Fahrer in der Lerchenstrasse zu einem Briefing und zur Einteilung auf die Fahrzeuge. Insgesamt drei neue Fahrer waren diesmal dabei, die zum ersten Mal einen Hilfskonvoi begleiteten, darunter auch Markus K. von der Bereitschaft Haar (der Berichterstatter, siehe auch Foto). Um 04:30 Uhr setzte sich dann der Konvoi in Bewegung. Über Funk waren alle Fahrzeuge miteinander verbunden und auch der zusätzliche Sattelzug des THW konnte bald über Funk erreicht werden und das Rendezvous mit dem Konvoi noch in München erfolgen. Gemeinsam machte sich der nun vollständige Konvoi auf die ca. 900km lange Reise nach Subotica. Nach entsprechenden Pausen und Fahrerwechseln erreichte der Konvoi schließlich am 15. Februar 2011 um 18:15 Uhr die EU-Außengrenze bei Szeged. Leider gibt es für Hilfslieferungen keine Ausnahme bei der Zollabfertigung und so mussten wir uns in die Schlange der wartenden LKW einreihen und uns dem ermüdenden warten unterziehen. Die erfahrenen Fahrer erzählten von früheren Einsätzen, dass dies zwischen 4 und 12 Stunden dauern kann. Diesmal waren alle jedoch guter Dinge, da die Schlange der LKW vor uns nur kurz war und zusätzlich ein Vertreter der Stadt Subotica bei den Zollformalitäten unterstützte. Unser Führungsfahrzeug mit dem organisatorischen Leiter war nicht über den LKW-Grenzübergang, sondern den normalen PKW-Übergang gefahren, um die Zollformalitäten für das Führungsfahrzeug einzusparen. Dies hatte jedoch zur Folge, dass vollkommen überraschend das Führungsfahrzeug zusammen mit dem Einsatzleiter Peter K. am Grenzübergang "festgesetzt" wurde und sich weder das Fahrzeug noch die Insassen weiter bewegen durften, bevor nicht der Konvoi abgefertigt war. Der Einsatzleiter durfte nicht einmal zu uns herüber kommen. Als wir dies über Funk erfuhren waren wir zunächst alle sehr bestürzt, denn Peter, der schon einige Erfahrung mit den Zollformalitäten in Szeged hat, wollte die Zollabfertigung nicht nur maßgeblich vorantreiben sondern hatte auch einige Papiere bei sich, die wir benötigten. Jetzt waren wir froh um die Unterstützung des Vertreters der Stadt Subotica, der sich als einziger frei bewegen und wenigstens die fehlenden Papiere vom Führungsfahrzeug holen konnte. Trotz allem hieß es dann nach "nur" vier Stunden "Aufsitzen", da alle Papiere vorhanden seinen. So formierte sich der Konvoi wieder auf dem Zollhof und bewegte sich auf die Ausfahrschranke zu. Dort wurde jedoch dem völlig verblüfften Fahrer des ersten LKW erklärt, dass eine Deklaration fehle! Ratlosigkeit bei uns, hektisches telefonieren beim Zollbeamten an der Ausfahrtschranke. Plötzlich öffnete sich diese jedoch für den ersten 7,5to LKW und auch der zweite 7,5to LKW durfte passieren. Danach folgten die Sattelzüge und der Gliederzug. Diese wurden jedoch wieder festgehalten. Grund: unbekannt. Der Vertreter des Stadt Subotica verhandelte mit dem Beamten an der Ausfahrtschranke und es konnte wohl alles "geklärt" werden, da nach und nach ein LKW nach dem anderen ausfahren durfte. Wir haben nie erfahren, was der Grund für diese Hürde war.
So erreichten wir dann gegen 23:00 Uhr den Zollhof in Subotica, wo alle LKW abgestellt wurden. Nach kurzem Aufenthalt im Hotel konnten sich alle bei einem gemeinsamen Abendessen in einer echten "Cewabciciceria" stärken. Danach waren die meisten froh, sich von den Strapazen zu erholen. Nach insgesamt fast 20h Reisezeit fielen die meisten müde aber glücklich ins Bett.
Am nächsten Tag, 16. Februar 2011 konnten wir bereits früh die LKWs vom Zollhof holen und die Hilfsgüter an einer Lagerhalle abladen. Viele Freiwillige aus Subotica waren vom Vertreter der Stadt organisiert worden, so dass das Entladen schnell und mit nur wenigen Problemen erfolgen konnte. Anschließend wurden wir zu einer Besichtigung des Altenpflegeheimes gebracht und konnten uns davon überzeugen, dass die Hilfsgüter an der richtigen Adresse ankamen. Zwar war die (Intensiv-)pflegestation schon sehr gut und teilweise modern ausgestattet, jedoch konnten wir viele Bereiche besichtigen, in denen die Patienten noch auf Holzbetten liegen mussten, was sowohl für die Patienten als auch das Pflegepersonal sehr anstrengend ist. Nach dem Besuch des Altenpflegeheims fanden mehrere Empfänge mit verschiedensten Vertretern der Stadt und Betreibern von gerontologischen Einrichtungen in Subotica statt. Wir erfuhren bis einschließlich zum Abendessen die grenzenlose und liebevolle Gastfreundschaft und Dankbarkeit der Menschen in Subotica. Für alle war dieser Tag eine besondere und emotional bewegende Erfahrung, und die erfahrene Anerkennung ließ alle Mühen und Strapazen der vergangenen Tage vergessen.
Bereits am nächsten Tag, den 17. Februar 2011 brachen wir wieder in Richtung Heimat auf. Der Konvoi erreichte gegen Mitternacht wieder München und die LKW wurden in den Hallen in der Lerchenstrasse abgestellt. Nach drei Tagen Einsatzzeit und rund 2.000 km war allen die Erschöpfung anzusehen. Trotzdem war jeder glücklich, an dieser Sache teilgehabt zu haben. Die drei "Neuen" hatten bewiesen, dass sie mit Teamgeist und Einsatzbereitschaft den Konvoi gut unterstützen konnten und werden wohl in Zukunft wieder auf der Liste der Freiwilligen des Arbeitskreis Auslandshilfe stehen.
Sehr zufrieden und auch ein wenig stolz verließ der Berichterstatter die Nachbesprechung und kehrte in seinen Alltag heim, dessen Sorgen und Nöte jedoch nunmehr deutlich kleiner wirkten als vor dem Konvoi.